☒Im folgenden Interview haben wir Wolfgang die wichtigsten Fragen zum Courtbau gestellt:
Bevor wir zu den Details rund um den Courtbau kommen – seit wann baust du Padel Plätze und wie bist du überhaupt dazu gekommen?
Die Firma Courtwall gibt es seit 35 Jahren. Begonnen haben wir mit Squash-Courtbau - in dem Bereich sind wir mittlerweile einer der Weltmarktführer. Im Jahr 2006 kam dann das erste Projekt mit Squash, Badminton und einem Padel Court in Deutschland. Das war das erste Mal, dass wir mit Padel in Kontakt gekommen sind. Wir fuhren nach Barcelona um uns Padel Courts anzuschauen, da wir in Österreich noch kein Know-how dazu hatten.
Der Court, den wir in Deutschland gebaut haben, war der 1. Padel Platz überhaupt in der Bundesrepublik und es gab noch keine Schläger, keine Bälle – kurzum, es war einfach noch etwas zu früh für Padel in Deutschland.
Im Jahr 2015 kam die erste Padel Welle außerhalb von Spanien (hauptsächlich in Frankreich und Portugal) und deshalb haben wir entschieden, weiter auf Padel zu setzen. Wegen den langen Transportwegen haben wir uns auf Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Schweiz konzentriert. Wir sprechen dieselbe Sprache und haben viel Erfahrung mit dem Anlagenbau in Österreich aufgebaut.
Wir sind der Meinung, dass jeder Sportverein bzw. jede Gemeinde in Österreich mindestens einen Padel Platz haben sollte. Teilst du diese Meinung und wenn ja, warum sollte das so sein?
Ja, jede Gemeinde sollte Padel Plätze haben, aber nicht nur einen - zumindest zwei braucht es um z.B. Turniere, Jugendtraining, etc. zu machen.
Wie viel Fläche braucht man für den 20x10m großen Platz mit den mindestens erforderlichen Außenflächen für Bänke, Auslauf?
Meine Empfehlung ist zwischen den Längsseiten der Courts 2m Abstand zu halten (eine Box von 8x2m sollte freibleiben), die 10m Seiten kann man bis auf 1m zusammenschieben.
Zusätzlich empfehle ich einen Zuschauerbereich/Loungebereich und einen Buffetbetrieb, wo es einen Schlägerverleih, Getränke und eventuell kleine Speisen gibt. All das macht den Erfolg einer gut geführten Anlage aus.
Welchen Untergrund braucht man? Kann man einen Padel Court überall hinstellen?
Das kann man nicht pauschal beantworten, es gibt auch keine idealen Voraussetzungen. Aber versuchen wir es einzugrenzen.
Bei Outdoor Plätzen braucht man unter dem Kunstrasen unbedingt eine vertikale Entwässerung und die kann man durch eine Lage Schotter und darüber einen Drainageasphalt oder Drainagebeton erreichen. Einschränkungen gibt es keine, wo man einen Platz hinstellen kann, auch die Sonneneinstrahlung ist egal.
Für Indoor Plätze braucht es einen Betonboden, der in „Estrichqualität“ gefertigt ist, glatt und eben. Die Dicke sollte mindestens 15cm betragen, damit die Bodenanker zur Befestigung des Courts greifen.
Generell zu beachten ist, dass über dem Court mindestens 7,5 bis 8m Barrierefreiheit herrscht (keine Streben, keine Bäume, etc.).
Gibt es bestimmte Bauvorschriften? Was ist in Österreich erforderlich?
Grundsätzlich ist zu Beginn immer die zuständige Baubehörde zu kontaktieren. Welche Unterlagen man braucht, entscheidet die Baubehörde. Das kann von einer einfachen Bauanzeige bis hin zu einem umfangreichen Baugenehmigungsverfahren reichen. Von Courtwall wird jedenfalls eine Windlast-Statikprüfung zur Verfügung gestellt.
Wenn Indoor-Plätze in einer ehemaligen Sporthalle aufgebaut werden bedarf es keiner zusätzlichen Genehmigungen, sofern man nicht in die Bausubstanz eingreift.
Was sollte man vorher schon bedenken z.B. in Bezug auf Anrainer? Kannst du da bereits Erfahrungen bestehender Anlagen teilen oder Tipps dazu geben?
Anrainer sind grundsätzlich immer dagegen, dass etwas gebaut wird, wegen Lärm, Licht, etc.
In Österreich ist es aber so, dass nur jene Anrainer ein Mitspracherecht bei der Bauverhandlung haben, deren Grundstücksgrenze bis 15m entfernt ist.
Wenn man ein Grundstück kauft, wäre es jedenfalls zu empfehlen vorher mit den Anrainern zu sprechen bzw. ein Grundstück auszuwählen, wo keine Anrainer in unmittelbarer Nähe wohnen. Die Widmung des Grundstückes ist auch relevant. Es muss möglich sein, eine Sportanlage darauf zu errichten.
Gibt es verschiedene Arten von Padel Courts zur Auswahl und wenn ja, wo ist der Unterschied? Belag, Glas, Gitter?
Ja, da gibt es den klassischen Court (mit Stehern zwischen den Glaselementen) und den Panoramacourt (uneingeschränkte Durchsicht) und das Glas muss immer Einscheiben-Sicherheitsglas sein!
In Europa wird generell auf Kunstrasen gespielt (in Argentinien spielen sie auf Hardcourt). Bei Kunstrasen gibt es unterschiedliche Qualitäten und er ist in verschiedenen Farben erhältlich, wobei blau aktuell die bevorzugte Farbe ist. Auch international wird meist der blaue Belag verwendet.
Da der Kunstrasen der einzige Verschleißartikel bei einem Padel Court ist, sollte man bei diesem nicht sparen. Er bleibt einem dann auch länger erhalten.
Bei Indoor Courts gibt es Beläge, die weniger Sand benötigen (ca. 5-8kg pro m²), sie sind etwas dichter verwoben als Outdoorbeläge und deshalb auch teurer. Outdoor Beläge sind in der Regel etwas höher und benötigen mehr Sand (ca. 15 kg Sand pro m²).
Was kosten die unterschiedlichen Padel Courts und viel Budget sollte man realistischerweise für den gesamten Bau einplanen?
Der Aufbau (alles über der Erde) kostet ab 32.500 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Für das Fundament muss man je nach Bodenbeschaffenheit mit ca. 30.000 Euro rechnen. Wenn man mehrere Courts gleichzeitig baut, kann man beim Fundament ca. 10% sparen. Beim Aufbau bleibt der Preis pro Court gleich.
Wenn dann alles erledigt ist, alle Genehmigungen da sind und der Bau beginnen kann, was ist dabei noch zu beachten? Und wie lange dauert es vom Unterbau bis zum fertigen Padel Platz?
Bei einer bestehenden Indoor-Sporthalle sind nur die Lieferzeiten der Materialien und die Verfügbarkeit der Monteure zu berücksichtigen.
Bei Outdoor Courts muss man auch das Wetter mit einplanen. Ein Fundament kann bei Regen nicht gemacht werden, das Verlegen des Belags ebenso nicht und es sind Temperaturen von ab 12 Grad nötig.
Es kann im besten Fall 2 Monate und im worst case bis zu 6 Monate dauern.
Wer baut deine Courts bzw. wer macht den Untergrund? Hast du da Kooperationen mit Firmen, damit der Endkunde alles „aus einer Hand“ bekommt?
Der Court wird von Courtwall geliefert und montiert und wir haben die Firma Strabag Sportbau als Kooperationspartner für den Unterbau. Es kann aber jede Baufirma das nötige Fundament aufbauen. Die Planungsunterlagen dazu werden von der Firma Courtwall zur Verfügung gestellt.
Gibt es sonst noch Tipps und Tricks, die du interessierten Sportvereinen bzw. Sportanlagenbetreibern weitergeben kannst?
Das Wichtigste ist, dass man vor dem Bau mit allen Entscheidungsträgern auf einen Padel Platz geht und es gemeinsam ausprobiert. Von 100 Leuten gibt es nicht einen der sagt, es ist kein toller Sport.
Es gibt keine andere Racketsportart, die so leicht zu lernen ist wie Padel und es gibt auch keine Einschränkungen für Kinder und Senioren. Alle Altersklassen können Padel leicht erlernen und dabei Spaß haben.
Wenn Interessenten mit dir Kontakt aufnehmen möchten, an wen können sie sich wenden?